Fachkräftemangel

Sind digitale Lösungen und Low Code der Schlüssel?

Erhöhter Konkurrenzdruck, Qualitätsverlust und das Risiko eines digitalen Overloads – im Zeitalter der Digitalisierung jagt eine Herausforderung die nächste und es ist kein Ende in Sicht. Ein Punkt, der sich in den letzten Jahren dort mit eingereiht hat und um den sich mittlerweile wirklich alles dreht: der Fachkräftemangel. Er ist akuter denn je! Egal ob klein, mittelständisch oder groß – den Unternehmen gehen die ExpertInnen aus und das kann langfristige Schäden anrichten.

In diesem ShortCut klären wir nicht nur, was der Fachkräftemangel überhaupt ist, sondern stellen uns ebenfalls die Frage, inwiefern er mit der Digitalisierung zusammenhängt.

Hinweis: In diesem ShortCut wollen wir nicht nur den allgemeinen Fachkräftemangel betrachten, sondern vor allem den, der in IT-Branchen herrscht. Grundsätzlich können unsere Aussagen aber auch branchenübergreifend verallgemeinert werden.

Was steckt hinter dem Wort Fachkräftemangel?

Sobald die Nachfrage auf Seiten von Unternehmen nach Arbeitnehmenden mit bestimmten Qualifikationen über einen längeren Zeitraum nicht mehr abgedeckt werden kann, sprechen wir von einem Fachkräftemangel. Laut einer Studie des ifo Instituts von Juli 2022 sind 49,7 Prozent der befragten Unternehmen vom Fachkräftemangel betroffen. Doch wie konnte es zu diesen Rekordzahlen kommen und was bedeutet das besonders für kleine und mittelständische Unternehmen?

Warum fehlen uns ExpertInnen?

Die Gründe für den aktuellen Umstand können ganz verschieden sein. Grundsätzlich können wir behauptet, dass es bei solch einem dynamischen Markt wie dem deutschen Arbeitsmarkt ganz normal ist, dass in einigen Bereichen hin und wieder Engpässe auftreten. Bisher konnten Unternehmen diese noch gut abfedern. Nun sind wir jedoch an einem Punkt, an dem das einfache Abfedern so nicht mehr gelingen kann, denn die Ursachen für den akuten Fachkräftemangel sind tief verankert. Es gibt kein Fachpersonal, das zu den unbesetzten Stellen passt Portale für Stellenanzeigen, Ausschreibungen über Social Media oder auch die Zusammenarbeit mit professionellen Headhunter sind geläufige Recruiting-Mittel. Doch trotz der vielen Möglichkeiten wird es für UnternehmerInnen immer schwerer die passende Person für eine unbesetzte Stelle zu finden. Das hat drei verschiedene Ursachen.
  1. Der demografische Wandel
Es ist kein Geheimnis, dass der Großteil unserer Erwerbsbevölkerung aus der Generation Baby-Boomer besteht.

Der Begriff Baby-Boomer beschreibt „geburtenstarke“ Generationen. Also alle Menschen, die in Zeiten einer steigenden Geburtenrate (besonders nach dem zweiten Weltkrieg) zur Welt kamen. In Deutschland zählen die Jahrgänge 1955 bis 1969 dazu.

Im Jahr 2019 machte dieser Anteil 35,3 Prozent der männlichen und 33,1 Prozent der weiblichen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland aus (Quelle: Statista). Aber was genau bedeutet das für den deutschen Arbeitsmarkt?

Es ist abzusehen, dass sich die Erwerbsbevölkerung von 2025 bis 2050 verändern wird. Der Großteil der aktuellen ArbeitnehmerInnen verabschiedet sich voraussichtlich in diesem Zeitraum in den Ruhestand. Zeitgleich gibt es viel zu wenige junge Menschen, die dieses klaffende Loch schließen müssen. Bedeutet: es fehlen Menschen, die die Stellen nachbesetzen können – und zwar nicht nur „fachlich“, sondern einfach ganz grundlegend.

  1. Die Krise des Nachwuchses

Ist es ein über die Zeit mitgeschleppter Fehler im Bildungssystem oder ist es doch ein aktuelles Problem und liegt an den Veränderungen der Lebensziele vieler? Darüber lässt sich streiten. Eine Marktbeobachtung zeigt schnell, dass im Laufe der letzten Jahre folgende Trends bezüglich des Nachwuchsaufkommens zu beobachten sind:

Studium verdrängt Ausbildung

Immer mehr junge Menschen entscheiden sich gegen eine Ausbildung und studieren stattdessen – meist in der Erwartung, dass sie durch ein Studium erfolgreicher sind und mehr verdienen. Das hat nicht nur zur Folge, dass Handwerksberufe langsam aber sicher aussterben, sondern verlängert ebenfalls die Lerndauer, weshalb der Nachwuchs potenziellen ArbeitnehmerInnen erst viel später „zur Verfügung“ steht.

Existenzängste

Zusätzlich steigt der gesellschaftliche Druck immer weiter. Am besten hat man direkt nach dem Abschluss schon mindestens drei Jahre Berufserfahrung und konnte bereits einige Berufsziele erreichen. Realistisch betrachtet ist das natürlich gar nicht machbar, aber das scheint bei dem Schreiben von Stellenausschreibungen auch nur die Wenigsten zu interessieren.

Im Zuge dessen rückt das Thema Work-Life-Balance still und heimlich in den Hintergrund, denn wer Erfolg haben will, sollte auch sehr flexibel sein und bedingungslos Ressourcen in den Job stecken können, oder?

Nicht zu vergessen: dann kommen im Jahr 2022 noch Pandemie, Krieg und potentielle Wirtschaftskrisen hinzu. Die Frage, wie die eigene Zukunft aussehen soll oder eher kann, wird präsenter als je zuvor!

Unternehmen ziehen mit…

An diesen Trends orientieren sich natürlich auch Unternehmen. Es werden immer weniger Ausbildungsplätze angeboten, denn die meisten haben nicht genügend personelle Kapazitäten, um sich entsprechend um die Auszubildenden kümmern zu können. Denn die AusbilderInnen fehlen dann wiederum zu einem großen Teil im täglichen Geschäft – wenn man überhaupt welche im eigenen Unternehmen hat.

Zwischenfazit: Diese Unsicherheiten auf beiden Seiten sorgen dafür, dass es immer schwerer wird, das Loch der zukünftig wegfallenden Baby-Boomer-Generationen zu füllen.

  1. Die Anforderungen steigen

Es ist ein weiterer Teufelskreis für Unternehmen: Durch den digitalen Wandel und all die neuen Möglichkeiten, die er mit sich bringt, erwarten KundInnen immer mehr von Unternehmen. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden und dem Konkurrenzdruck standhalten zu können, möchten Unternehmen ihre Arbeit stetig optimieren. Diese Optimierungsmaßnahmen werden oft auf den Rücken der ArbeitnehmerInnen ausgetragen. Sie müssen besser, schneller und zuverlässiger arbeiten. Irgendwann führt dieser äußere (und manchmal auch innere) Druck zur Kündigung und damit zu einer weiteren unbesetzten Stelle. Hier wäre das Unternehmen in der Pflicht, dies so zu organisieren, dass Arbeitnehmende es nicht als Druck, sondern als Herausforderung zur Weiterentwicklung sehen, um somit als fachlich versierte Kraft auf dieser Arbeitsposition unentbehrlich für das Unternehmen zu werden.

Die Folgen sind offensichtlich…

Der Fachkräftemangel sollte definitiv ernst genommen werden! Für Unternehmen kann er schwerwiegende Folgen haben und letztendlich sogar die Wirtschaft eines ganzen Landes schwächen. Besonders für die kleinen und mittelständischen Unternehmen, die in der Regel weniger Ressourcen als große Konzerne zur Verfügung haben, bedeutet das: der Kampf um die eigene Existenz beginnt.

Der Wegfall der HR-Ressourcen und die unverändert hohen Anforderungen an die Leistungen des Unternehmens führen zu massiven Überlastungen: MitarbeiterInnen klagen über eine zu hohe Arbeitslast, die Qualität der Arbeit droht sich zu verschlechtern, das Risiko, KundInnen zu verlieren, rückt immer weiter in den Vordergrund – und das alles, weil keine geeigneten ArbeitnehmerInnen zu finden sind.

Also was tun?

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Unternehmen dabei helfen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und damit einige Risiken so gut wie möglich abzufedern.

Das Reverse Recruiting trendet

Um den Gefahren des Fachkräftemangels entgegenzuwirken, heißt es für Unternehmen jetzt: Bewerbt euch bei euren potenziellen ArbeitnehmerInnen – und nicht andersherum! Das Ganze nennt sich Reverse Recruiting. Mit Hilfe von Social Media wie LinkedIn, professionellen Plattformen für diese Art Recruiting oder auch Headhunter-Agenturen, die sich auf das Werben von ArbeitnehmerInnen spezialisiert haben, machen Unternehmen heutzutage auf sich aufmerksam. Der Clou daran: unter der großen Menge an suchenden Unternehmen herausstechen.

Die Mitarbeitenden durch Technik entlasten

Durch Digitalisierung, Automatisierung und damit auch Optimierung von Arbeitsprozessen können Mitarbeitende entlastet werden.

Enterprise-Content-Management-System (ECM)

Ein ECM unterstützt Unternehmen bei der Verwaltung von Informationen, Daten und Dokumenten. Durch die Verwendung dieses Systems können nicht nur Kosten gespart werden, sondern auch Arbeitszeit – und das ist der springende Punkt! Durch die Automatisierung ganzer Prozesse fallen für die Mitarbeitenden repetitive, meist monotone und damit langweilige Aufgaben weg und die verfügbaren Kapazitäten können in andere Aufgaben gesteckt werden. So können Unternehmen den Engpässen im Personalbereich entgegenwirken. Ein weiterer Pluspunkt: die Arbeit macht wieder mehr Spaß.

Low Coding

Mit der Methode, das Erstellen von Anwendungen und ihren Schnittstellen für alle (auch die, die keine professionellen ProgrammiererInnen sind) zugänglich zu machen, können nun auch kleine und mittelständische Unternehmen den Auswirkungen des Fachkräftemangels den Kampf ansagen. Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Durch den Wegfall komplizierter Programmierungen und die Automatisierung ganzer Prozesse ist es Unternehmen möglich, personelle Ressourcen einzusparen und diese wertvollen Kapazitäten gezielt und gewinnbringend an anderer Stelle einzusetzen.

Ergebnis

Im Rahmen des demografischen Wandels und der Dynamik des deutschen Arbeitsmarktes können wir davon ausgehen, dass in Zukunft noch weitere Wellen des Fachkräftemangels auf uns zu kommen werden. Die Grundprobleme wie die Veränderungen auf dem Ausbildungsmarkt oder der demografische Wandel lassen sich durch uns nicht aufhalten, aber wir können einiges tun, um uns an diese Situation anzupassen und uns und unsere Unternehmen vor den Folgen zu schützen.

Fakt ist: Digitale Lösungen und Ansätze wie das Low Coding – und damit die Optimierung unternehmensinterner Prozesse – können ein Weg sein, die Auswirkungen des Fachkräftemangels abzufedern. Für was sich die Unternehmen letztendlich entscheiden, bleibt ihnen überlassen. Die Hauptsache ist, dass sie sich entscheiden!

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