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Nachhaltigkeit ist in Zeiten von Klimawandel und Klimaschutz DAS Thema schlechthin. Doch wie nachhaltig ist das papierlose Büro? Wie nachhaltig ist die Digitalisierung allgemein? Darum dreht es sich in unserem ShortCut zum Thema Digitalisierung & Nachhaltigkeit!
Was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit? Der Begriff tauchte bereits erstmals im 18. Jahrhundert im Kontext der Forstwirtschaft auf: Nachhaltig zu agieren bedeutet, der Natur bzw. der Erde nur so viel zu entnehmen, wie auch nachwachsen kann, somit die Regenerationsrate nicht zu übersteigen und dadurch einen gleichbleibenden Bestand zu gewährleisten. So wird sichergestellt, dass die kommende Generation nicht schlechter gestellt ist als die gegenwärtige. Im Laufe der Jahre hat sich der Begriff Nachhaltigkeit vom Verbrauch der (endlichen) Ressourcen auf die Belastung der gesamten Umwelt ausgeweitet und beinhaltet unter anderem die Verschmutzung von Luft und Wasser durch Abgase, Müll und andere Gifte.
Die ökonomische Definition der Nachhaltigkeit geht noch einen Schritt weiter und besagt, dass Gewinne umwelt- und sozialverträglich erwirtschaftet werden sollen, damit der größtmögliche Nutzen für alle Beteiligten bei minimaler Belastung der Umwelt entsteht. Dabei geht es beispielsweise um die Gestaltung von Produkten mit einer hohen Recyclingquote und einer langen Lebensdauer. Dadurch sollen Ressourcen – ob materiell oder immateriell, ökonomisch oder ökologisch – geschützt werden.
Nachhaltig handeln wird sowohl im ökologischen als auch im ökonomischen Sinne für Unternehmen immer wichtiger, denn Ressourcen wie Rohstoffe oder Personal werden knapp. So entwickelten sich Ende des 20. Jahrhunderts drei strategische Ansätze für mehr Nachhaltigkeit in der Betriebswirtschaft: Effizienz (mehr mit weniger erreichen), Konsistenz (einen (Stoff-)Kreislauf erreichen) und Suffizienz (sparsame Verwendung von Material und Energie).
Vor allem im Bereich der Effizienz konnte die Digitalisierung bislang einiges bewirken. Es entstanden zum Beispiel digitale Lösungen für die Landwirtschaft wie eine spezielle Drohne, die über die Felder fliegt und erkennt, in welchem Zustand sich die Pflanzen befinden. Basierend auf diesen Informationen fährt anschließend eine intelligente Landmaschine auf das Feld und bringt lediglich dort Pflanzenschutzmittel aus, wo es benötigt wird, anstatt es pauschal über das gesamte Feld zu verteilen.
Und auch technologische Innovationen wie zum Beispiel der 5G Mobilfunkstandard sorgen für eine relative Energieeffizienz gegenüber älteren Technologien. Im Falle von 5G relativiert sich die Effizienz allerdings dahingehend, dass die Nachfrage nach mobiler Datenkapazität steigt und sich die gewonnene Effizienz wieder ausgleicht.
Auf der Hand liegt, dass durch die Digitalisierung und die papierlose Arbeit, die dadurch ermöglicht wurde, eine große Menge Papier gespart wird. Und das ist auch dringend nötig, denn Deutschland ist und bleibt mit einem Papierverbrauch von etwa 240kg pro Kopf pro Jahr einsame Spitze in Sachen Papierverbrauch. Kein anderes G 20 Land verbraucht so viel Papier wie wir! (Quelle: https://www.verbraucherservice-bayern.de/themen/umwelt/steigender-papierverbrauch-durch-online-handel) Ein weiterer Punkt ist, dass uns die papierlose Arbeit das ortsunabhängige Arbeiten ermöglicht, wodurch ein Teil des Fahrtweges weg fällt und man – je nach Transportmittel mehr oder weniger –CO2 spart.
Die Digitalisierung ermöglicht auch die Analyse, Optimierung und letztendlich Automatisierung von Prozessen. Diese werden somit ebenfalls effizienter und minimieren zeitlichen und personellen Aufwand.
Durch die Reduzierung von Papier, Fahrt- und Transportwegen und der Bearbeitungszeit von Prozessen lassen sich sämtliche Ressourcen und damit viel Geld sparen: von offensichtlichen Ressourcen wie Papier, Zeit, Treibstoff und Personal bis hin zu weniger offensichtlichen wie Platz für die Aktenordner, Zeit zum Suchen nach bestimmten Unterlagen und der Organisation der Logistik. Und auch verärgerte Kunden oder Partner, weil beispielsweise Anfragen verspätet beantwortet wurden, gehören mit den richtigen digitalen Lösungen der Vergangenheit an.
Ein häufiges Argument gegen die Existenz nachhaltiger Digitalisierung lautet „die Server verbrauchen viel Strom und die Kühlung und technische Infrastruktur der Rechenzentren ebenfalls“. Ja, die Endgeräte verbrauchen Strom – das bekommen wir als Nutzer regelmäßig zu spüren. Und auch die Speicherung der Daten auf zentralen Servern benötigt eine Menge Energie, was einem als Verbraucher nicht direkt auffällt. Verschiedene Studien fanden zum Beispiel heraus, dass gerade das Streamen von Videos extrem viel Strom benötigt.
Mittlerweile lassen sich erfreulicherweise Server auch ökologisch und nachhaltig betreiben. Anbieter wie Windcloud (www.windcloud.de) setzen auf den nachhaltigen Betrieb von Rechenzentren und Cloud-Computing. Dafür nutzen sie Strom aus erneuerbaren Energien und verwerten die Abwärme der Server. Und auch einige Hosting-Anbieter wie Raidboxes setzen auf klimaschonendes oder auch klimapositives Hosting. Das heißt, als Unternehmen, das digitale Dienste nutzt und eine Webseite hat (vermutlich jedes Unternehmen 😉), kann man seinen Beitrag zur nachhaltigen Digitalisierung leisten.
Wo es jedoch schwierig wird, ist bei der Nutzung digitaler Lösungen Dritter. Ein weiteres Beispiel: der Mining-Prozess und die Transaktionen der digitalen Währung Bitcoin verursachen einen immensen Stromverbrauch, denn der Rechenaufwand für die Blockchain-Operationen hinter den Krypto-Überweisungen ist enorm. Die Universität Cambridge hat dafür einen Rechner veröffentlicht, der den Stromverbrauch für das Mining sowie für sämtliche Transaktionen berechnet. Stand Juni 2021 waren das knapp 67,89 Terrawattstunden pro Jahr (Quelle: https://cbeci.org/)! Den genauen CO2-Ausstoß in Tonnen kann man jedoch nicht einfach so berechnen, denn der wiederum basiert auf der Art der Stromerzeugung. Doch Experten behaupten, etwa die Hälfte des genutzten Stroms käme aus Regionen Chinas, in denen vorrangig Kohlekraftwerke den Strom herstellen. Je nach Berechnungsgrundlage kommen Forscher auf einen CO2-Ausstoß von 37 bis 69 Millionen Tonnen pro Jahr.
Auch die Nutzung des Internets allgemein benötigt Energie. Eine Suchanfrage bei Google verbraucht laut Google selbst etwa 0,0003kWh, wobei dieser Wert nicht eindeutig belegt wurde – und ja, auch diesen Wert haben wir über eine Suchanfrage bei Google ermittelt…
Hier haben wir als Endverbraucher nur bedingt die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. So können wir zum Beispiel (noch) auf die Nutzung von Kryptowährungen verzichten und auf Ecosia als Suchmaschine ausweichen. Ecosia neutralisiert nämlich die durch eine Suchanfrage entstandenen Emissionen, indem sie von ihren Einnahmen Bäume pflanzen, die wiederum das CO2 der Suchanfragen absorbiert.
Kritisch betrachten sollte man das Thema Nachhaltigkeit auch in Hinblick auf das sogenannte Greenwashing. Greenwashing bedeutet, dass sich Firmen nach außen hin durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit als besonders nachhaltig präsentieren, um eine positive Außenwahrnehmung zu erreichen. Hier gilt: nicht alles, was glänzt, ist Gold! Häufig betreffen die Aussagen zur Nachhaltigkeit des Unternehmens nur einen kleinen Teil der Aktivitäten. Beispiele für Greenwashing: https://www.careelite.de/greenwashing/
Ergebnis: Viele Menschen sind sich der Auswirkung digitaler Technologien auf den CO2-Ausstoß gar nicht bewusst. Doch gerade dieses Bewusstsein ist es, was uns voranbringt! Wenn uns bewusst ist, was für Unmengen an Ressourcen das exzessive Streaming von Videos beispielsweise verursacht, dann schauen wir vielleicht nicht Netflix und gleichzeitig noch das neuste Video unseres Lieblings-YouTubers, sondern eins nach dem anderen. Oder wir schalten mal das Video bei dem Teams-Anruf der Kollegin aus, weil wir uns heute schon drei Mal virtuell gesehen haben. Oder kündigen unseren Handyvertrag, über den wir alle zwei Jahre ein neues Smartphone bekommen, obwohl das alte immer noch funktioniert. Oder oder oder… es gibt so viele Ansätze – im beruflichen wie im privaten Leben!
PS: Es sind manchmal schon kleine Gesten, mit denen es anfängt. Zum Beispiel einen Newsletter deabonnieren, den man eh nicht mehr liest (aber nicht unseren!), der Umstieg auf die Suchmaschine Ecosia oder – wenn es sich räumlich anbietet – der kurze Gang zum Kollegen ins Büro, statt ihm eine Mail zu schreiben. Das ist zusätzlich auch noch gesünder.
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